Kategorie 'Zitate'

Vormoderne Sozialformenohne gepuderte Perücken

Donnerstag, 22. März 2012 - 10:14

Gestatten, mein Name ist Geldadel, Interview mit Sighard Neckel
(Titel der Druckausgabe, S.15: “Wir müssen die Jets auf den Boden holen”)
http://www.taz.de/Soziologe-ueber-Finanzkapitalismus/!89976/

… Interessant ist aber auch, dass im globalen Finanzkapitalismus, der als hochmodern gilt und seit etwa 20 Jahren die globale Ökonomie bestimmt, vormoderne Sozialformen wiederkehren.

Zum Beispiel: Die Herkunft ist wieder absolut ausschlaggebend für die soziale Platzierung. Wir sehen, dass dieser Trend in Deutschland für alle, die nach 1960 geboren sind, extrem angestiegen ist. Die soziale Position und der Wohlstand werden buchstäblich vererbt, die Gesellschaft ist sozial undurchlässiger geworden. Der Finanzkapitalismus bringt zudem eine Oberschicht hervor, die wie der frühere Adel jeder gesellschaftlichen Konkurrenz enthoben ist. Dieser moderne Geldadel ist, anders als der bürgerliche Unternehmer, kein Gegner gesellschaftlicher Auseinandersetzungen mehr. Er steht nicht mehr im Konflikt mit anderen Klassen, die an seinem Reichtum teilhaben wollen. Das ist neu. …

… Um kein Missverständnis zu produzieren: Natürlich gibt es keine Rückkehr zum Adel mit gepuderten Perücken. Mit dem Begriff Refeudalisierung will ich verdeutlichen, dass es in der gesellschaftlichen Bewegung „nach vorne“ zugleich auch eine „zurück“ geben kann. Modernisierungen bringen nicht immer „Neues“ hervor, sondern führen häufig genug zur Wiederkehr älterer Muster unter veränderten Vorzeichen. …

Windbeutel und Krawallschachteln

Dienstag, 10. Mai 2011 - 00:10

Bei der FDP passen Ideen und Personen nicht mehr zusammen. Statt starker Persönlichkeiten bringt der Liberalismus Windbeutel und Krawallschachteln hervor.

Welt-online zur Krise des Liberalismus, 2011-04-02

Übrigens: Philip Rösler will jetzt vom Gesundheitsministerium zum Wirtschaftsministerium umziehen.

… Die Vorbehalte [der Firmen] gegenüber guter Prävention zeigen auch wieder, dass die Pläne von Gesundheitsminister Philipp Rösler falsch sind, den Arbeitgeberanteil am Krankenkassenbeitrag einzufrieren. Damit würden künftig die Arbeitnehmer alleine dafür zahlen, dass Firmen durch schlechte Vorsorge die Gesundheit ihrer Belegschaft gefährden.

Aus einem Kommentar in der SZ 2010-08-03 auf Seite 4

Verseuchte Gehirne

Samstag, 23. April 2011 - 16:12

Das Gehirn des modernen Menschen ist ökonomisch verseucht.

Herrmann Broch, Massenwahntheorie. 1939 bis 1948. 3. Teil, Kapitel 5.8. Totalwirtschaft und Totalversklavung

Erziehungpaket

Dienstag, 19. April 2011 - 08:18

 


 

Kinder sind unsere Hoffnungsträger. In der Berichterstattung über die “Erziehungshilfe” werden die lächerlich kleinen Beträge, mit diese Kinder beglückt werden sollen, nur selten genannt. Der Aufwand für ihre Verteilung ist enorm. Ursula von der Leyen hat etwas zum Vorzeigen, und unserer Elite braucht viele Arme. Dann bleibt ihr genug Geld für den Lebensgenuss und die dazu erforderliche Wahlfreiheit.

Da sich aber zu viele Eltern nicht auf das Erziehungspaket stürzen, läuft die Sache wohl etwas anders, als sich die Ministerin das vorgestellt hat. Oder? Denn vielleicht ist sie genialer, als wir denken. Wir brauchen die gute Tat. Sie muss gut aussehen ohne jedoch viel Geld dafür ausgeben zu müssen. Wirklich funktionieren darf sie nicht, denn gerade arme und unwissende Menschen sind Hoffnungsträger:

… in einem freien Volke, wo die Sklaverei verboten ist, [besteht] der sicherste Reichtum in einer großen Menge schwer arbeitender Armer. Denn … ohne sie [würde] es keinen Lebensgenuss geben, und kein Erzeugnis irgendeines Landes hätte mehr einen Wert. Um die Gesellschaft glücklich und die Leute selbst unter den niedrigsten Verhältnissen zufrieden zu machen, ist es notwendig, dass ein beträchtlicher Teil davon sowohl unwissend wie auch arm sei. Kenntnisse vergrößern und vervielfachen unsere Bedürfnisse, und je weniger Dinge ein Mensch begehrt, um so leichter kann er zufriedengestellt werden.

… in a free Nation where Slaves are not allow’d of, the surest Wealth consists in a Multitude of laborious Poor; for besides that they are the never-failing Nursery of Fleets and Armies, without them there could be no Enjoyment, and no Product of any Country could be valuable. To make the Society happy and People easy under the meanest Circumstances, it is requisite that great Numbers of them should be Ignorant as well as Poor. Knowledge both enlarges and multiplies our Desires, and the fewer things a Man wishes for, the more easily his Necessities may be supply’d.

Bernard de Mandeville, 1714

Noch eine persönliche Anmerkung: Ich gehe vielleicht alle 3 Monate zum Frisör (Winter: 12mm, Sommer: 6mm). Kürzlich erzählte mir die Frisörin, dass ein “Schlipsträger” aus dem benachbarten Industriepark zu ihr sagte, dass er für ihr Gehalt morgens nicht einmal aufstehen würde. Ich glaube, dass wir inzwischen wirklich ganz andere Erziehungspakete nötig haben, als das der Ursula von der Leyen.

Belästigung

Samstag, 16. April 2011 - 09:31

Wir anderen, die wir von der Gesellschaft abhängen, müssen uns nach ihr bilden und richten, ja dürfen eher etwas tun, das ihr zuwider ist, als was ihr lästig wäre; und lästiger ist ihr in der Welt nichts, als wenn man sie zum Nachdenken und zu Betrachtungen auffordert.

J. W. Goethe, Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, 1795

Positive Einstellung hilft beim Abitur

Freitag, 15. April 2011 - 19:55

2.2   Im Rahmen des Ausbaus der Energieerzeugung aus Kernkraft wurde beschlossen, die japanischen Kernkraftwerke an den Küsten, jedoch in Entfernung zu den großen Verdichtungsräumen zu errichten. Begründen Sie diese Entscheidung und stellen Sie positiven Effekte für die Entwicklung der räumlichen Strukturen an diesen Standorten dar!

Bayerisches Abitur 2010, Grundkurs Erdkunde, 13.2 Japan, Aufgabe 2

Überlastung mit Komplexität

Sonntag, 10. April 2011 - 19:36

Der offizielle Machtkreislauf beruht auf rechtlich geregelter Kompetenz und kann sich daher im Konfliktfalle durchsetzen.
Der Gegenkreislauf beruht auf Überlastung mit Komplexität und kann sich daher im Normalfall durchsetzen.

Niklas Luhmann, Politische Theorie im Wohlfahrtsstaat, 1981

Wahlhilfe

Samstag, 9. April 2011 - 21:14

Die Daumenschraube eines jeden finden: Dies ist die Kunst, den Willen Anderer in Bewegung zu setzen. Es gehört mehr Geschick als Festigkeit dazu. Man muss wissen, wo einem Jeden beizukommen sei. Es gibt keinen Willen, der nicht einen eigentümlichen Hang hätte, welcher, nach der Mannigfaltigkeit des Geschmacks, verschieden ist. Alle sind Götzendiener, Einige der Ehre, Andere des Interesses, die meisten des Vergnügens. Der Kunstgriff besteht darin, dass man diesen Götzen eines Jeden kenne, um mittels desselben ihn zu bestimmen. Weiß man, welches für jeden der wirksame Anstoß sei, so ist es, als hätte man den Schlüssel zu seinem Willen. Man muß nun auf die allererste Springfeder oder das primum mobile in ihm zurückgehen, welches aber nicht etwa das Höchste seiner Natur, sondern meistens das Niedrigste ist: denn es gibt mehr schlecht- als wohlgeordnete Gemüter in dieser Welt. Jetzt muss man zuvörderst sein Gemüt bearbeiten, denn ihm durch ein Wort den Anstoß geben, endlich mit seiner Lieblingsneigung den Hauptangriff machen; so wird unfehlbar sein freier Wille schachmatt.

Baltasar Grácian, Handorakel und Kunst der Weltklugheit, 1647, Übersetzung: Arthur Schopenhauer

Würstchen oder nicht Würstchen

Samstag, 9. April 2011 - 17:47

Wer sich selbst zum Würstchen macht, darf sich nicht wundern, dass er als solches verspeist wird. Wir Freien Demokraten werden uns nie zum Würstchen machen lassen.

Dr. Philipp Rösler

Entscheidungshilfe

Samstag, 2. April 2011 - 18:06

Nur die Fragen, die prinzipiell unentscheidbar sind, können wir entscheiden.

Heinz von Foerster: Ethics and Second-Order Cybernetics, 1990-10-04, Système et thérapie familiale, Paris