Was ist Populismus?

Montag, 1. Oktober 2018 - 06:10

Das Populismusbarometer 2018 verwendete acht Fragen, die in einem Spektrum von “stimme voll und ganz zu” bis “stimme überhaupt nicht zu” beantwortet werden konnten. Den Autoren der Studie zufolge sei der Rückgriff auf diese acht Aussagen ein “weithin akzeptierter methodischer Standard zur vergleichenden Messung” populistischer Einstellungen.

  • Populistisch: Im Populismusbarometer gilt als populistisch, wer allen folgenden acht Aussagen “voll und ganz” oder “eher” zustimmt.
  • Unpopulistisch: Befragte, die mindestens einer Aussage “überhaupt nicht” zustimmen oder mindestens der Hälfte der acht Aussagen “eher nicht” zustimmen, werden als unpopulistisch eingestellt eingestuft.

Die acht in der Studie abgefragten Aussagen:

  1. Die Bürger sind sich oft einig, aber die Politiker verfolgen ganz andere Ziele.
  2. Mit wäre es lieber, von einem einfachen Bürger politisch vertreten zu werden als von einem Politiker.
  3. Die Parteien wollen nur die Stimmen der Wähler, ihre Ansichten interessieren sie nicht.
  4. Die politischen Differenzen zwischen den Bürgern und Politikern sind größer als die Differenzen der Bürger untereinander.
  5. Wichtige Fragen sollten nicht von Parlamenten, sondern in Volksabstimmungen entschieden werden.
  6. Die Politiker im Bundestag sollten immer dem Willen der Bürger folgen.
  7. Die Bürger in Deutschland sind sich im Prinzip einig darüber, was politisch passieren muss.
  8. Was man in der Politik “Kompromiss” nennt, ist in Wirklichkeit nicht Anderes als ein Verrat eigener Prinzipien.

 
Populismus kurz erklärt:

Populismus als eine bestimmte Idee von Demokratie ist definiert durch die Unterscheidung zwischen einem „wahren Volk“ und „korrupten Eliten“, die Idee eines allgemeinen Volkswillens und die Idee gesellschaftlicher Homogenität. Daraus ergeben sich die drei konstituierenden Dimensionen von Populismus: „Anti-Establishment“, „Pro-Volkssouveränität“ und „Anti-Pluralismus“. In diesen drei Dimensionen lassen sich populistische Einstellungen auch empirisch durch Umfragen messen: Je stärker Wähler Aussagen und Positionen vertreten, die den drei Populismus-Dimensionen entsprechen, umso populistischer sind sie.
        Die im Populismusbarometer verwendeten acht Items zur Identifikation von Populismus wurden in zahlreichen Studien entwickelt und getestet (z.B. Akkerman et al. 2013; Hawkins et al. 2012). Sie werden heute in dieser oder ähnlicher Form als weithin akzeptierter methodischer Standard zur vergleichenden Messung populistischer Einstellungen verwendet (Kaltwasser 2017; Van Hauwaert und Van Kessel 2018).
        Wichtig für das Verständnis von Populismus ist, dass keine der drei Dimensionen alleine hinreichend ist für die Identifikation populistischer Einstellungen. Alle drei Dimensionen sind notwendige Bedingungen für Populismus und müssen gleichzeitig erfüllt sein. Gleiches gilt auch für die acht verschiedenen Items: Nur im gleichzeitigen Zusammenspiel wird aus den einzelnen Aussagen ein insgesamt populistisches Demokratie- und Politikverständnis. Deshalb gilt in unserem Populismusbarometer nur derjenige als „populistisch“, der allen acht Aussagen „voll und ganz“ oder „eher“ zustimmt. Befragte, die mindestens einer Aussage „überhaupt nicht“ zustimmen, oder mindestens der Hälfte der acht Aussagen „eher nicht“ zustimmen, werden dagegen als unpopulistisch eingestellt bezeichnet. Alle anderen Befragten sind weder populistisch noch unpopulistisch eingestellt und fallen in die Kategorie „teils/teils“.

Quelle: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/ZD__Studie_Populismusbarometer_2018.pdf (S. 19)


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