Freier Markt für wen?

Donnerstag, 5. Januar 2012 - 22:58

Wo “marktorientiertere” Kräfte an die Macht kommen, fliegen anscheinend freie Betriebssysteme raus und ein großer Beinahe-Monopolanbieter kommt rein. Wenn ich es richtig verstehe, ist das (dank FDP) im deutschen auswärtigen Dienst passiert – und jetzt auch in Spanien: Suchen Sie nach “LinEx” in http://distrowatch.com/weekly.php?issue=20120102#news. Den neuen Machthabern ist ein freies Betriebssystem (GNU-Linux) wohl zu “sozialistisch”.

Da fällt mir noch ein, dass Wettbewerb Produkte sehr teuer machen kann. Es gab einmal eine Zeit, in der Chips, die sowohl analoge wie auch digitale Signale auf eine Leitung brachten bzw. von ihr abholten, nicht auf den Markt kamen, weil analogen (Telefon) und digitalen (DSL) Anbietern unabhängig voneinander Zugang zu den Telefonleitungen der Endkunden gewährt werden musste. Es waren deswegen nicht nur getrennte Chips notwendig, sondern auch noch aufwendige zusätzliche Schaltungen, die die analogen und digitalen Signale kombinieren (zum Kundenanschluss) bzw. trennen (vom Kundenanschluss) mussten. Diese zusätzlichen Schaltungen beanspruchten noch viel mehr Platz als die Chips selbst. Das verursachte zusätzliche Miet- und Betriebskosten. Der ganze Wahnsinn kostete ein Vielfaches dessen, was ein einziger Chip gekostete hätte, der sowohl den analogen wie auch den digitalen Signalweg bedienen kann.

Ich habe nichts gegen die freie Marktwirtschaft. Aber Marktideologien sind mir zuwider, die es nicht merken (wollen), wenn die Wettbewerbskosten die Versprechen des freien Marktes zur Makulatur machen. Den Preis zur Erhaltung der Ideologie zahlen die Verbraucher. Aber es gibt wohl genügend Politiker, deren eigentliche Kunden gar nicht die Verbraucher sind.


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