Archiv für April, 2011

Wider die Gefahr der Wissenschaft

Dienstag, 19. April 2011 - 21:39

In Sachsen-Anhalt wurde die Universitäten nun endlich dem Ministerium für Glaubenslehre untergeordnet. Die Wissenschaften sind für die Wirtschaft viel zu gefährlich geworden.

http://www.google.com/search?q=sachsen-Anhalt+universitäten+wirtschafts-ministerium

Erziehungpaket

Dienstag, 19. April 2011 - 08:18

 


 

Kinder sind unsere Hoffnungsträger. In der Berichterstattung über die “Erziehungshilfe” werden die lächerlich kleinen Beträge, mit diese Kinder beglückt werden sollen, nur selten genannt. Der Aufwand für ihre Verteilung ist enorm. Ursula von der Leyen hat etwas zum Vorzeigen, und unserer Elite braucht viele Arme. Dann bleibt ihr genug Geld für den Lebensgenuss und die dazu erforderliche Wahlfreiheit.

Da sich aber zu viele Eltern nicht auf das Erziehungspaket stürzen, läuft die Sache wohl etwas anders, als sich die Ministerin das vorgestellt hat. Oder? Denn vielleicht ist sie genialer, als wir denken. Wir brauchen die gute Tat. Sie muss gut aussehen ohne jedoch viel Geld dafür ausgeben zu müssen. Wirklich funktionieren darf sie nicht, denn gerade arme und unwissende Menschen sind Hoffnungsträger:

… in einem freien Volke, wo die Sklaverei verboten ist, [besteht] der sicherste Reichtum in einer großen Menge schwer arbeitender Armer. Denn … ohne sie [würde] es keinen Lebensgenuss geben, und kein Erzeugnis irgendeines Landes hätte mehr einen Wert. Um die Gesellschaft glücklich und die Leute selbst unter den niedrigsten Verhältnissen zufrieden zu machen, ist es notwendig, dass ein beträchtlicher Teil davon sowohl unwissend wie auch arm sei. Kenntnisse vergrößern und vervielfachen unsere Bedürfnisse, und je weniger Dinge ein Mensch begehrt, um so leichter kann er zufriedengestellt werden.

… in a free Nation where Slaves are not allow’d of, the surest Wealth consists in a Multitude of laborious Poor; for besides that they are the never-failing Nursery of Fleets and Armies, without them there could be no Enjoyment, and no Product of any Country could be valuable. To make the Society happy and People easy under the meanest Circumstances, it is requisite that great Numbers of them should be Ignorant as well as Poor. Knowledge both enlarges and multiplies our Desires, and the fewer things a Man wishes for, the more easily his Necessities may be supply’d.

Bernard de Mandeville, 1714

Noch eine persönliche Anmerkung: Ich gehe vielleicht alle 3 Monate zum Frisör (Winter: 12mm, Sommer: 6mm). Kürzlich erzählte mir die Frisörin, dass ein “Schlipsträger” aus dem benachbarten Industriepark zu ihr sagte, dass er für ihr Gehalt morgens nicht einmal aufstehen würde. Ich glaube, dass wir inzwischen wirklich ganz andere Erziehungspakete nötig haben, als das der Ursula von der Leyen.

中国特色的

Sonntag, 17. April 2011 - 09:15

http://www.guardian.co.uk/artanddesign/ai-weiwei

Chinese police detain artist Ai Weiwei
3 Apr 2011:
Officials stopped outspoken artist at Beijing airport this morning and police have surrounded studio

 

http://www.sueddeutsche.de/kultur/ai-weiwei-im-gespraech-wir-leben-im-zeitalter-der-verruecktheit-1.1081139

Im Gespräch:
Ai Weiwei: “Wir leben im Zeitalter der Verrücktheit”

04.04.2011, 18:20 2011-04-04 18:20:39

Interview: Henrik Bork

“Sie sperren die Menschen für viele Jahre ins Gefängnis. Sie verschwinden einfach”: Kurz vor seiner Festnahme gab der regimekritische Künstler Ai Weiwei dieses letzte Interview. Nun ist er selbst verschwunden.

 

China ist ein Rechtsstaat “in chinesischer Färbung” (中国特色的 = zhōngguó tèsè de). Dazu passt Wahlfreiheit in chinesischer Färbung: Wer mächtig genug ist, kann sich aussuchen, welches Recht er ungestraft brechen kann. So ist China dann auch eine Demokratie in chinesischer Färbung und eine Marktwirtschaft in chinesischer Färbung mit Geschäftspraktiken in chinesischer Färbung. Ich hatte das Alles in China lange genug selbst kennenlernen können.

Auch wenn es schwerer wird, haben wir immer noch die Wahl, unsere Illusionen zu begraben. Dafür brauchen wir unbequeme Leute wie Hans-Olaf Henkel (Deutsche Welle, www.dw-world.de/dw/article/0,,6501110,00.html, 2011-04-12):

Hans-Olaf Henkel hat Vertreter aus Politik und Wirtschaft aufgefordert, sich für die Freilassung Ai Weiweis einzusetzen. Auf Reaktionen von Seiten der Wirtschaft wartet er bislang vergeblich. Das ist für den langjährigen Amnesty-International-Unterstützer Henkel nicht nur enttäuschend, sondern auch kurzsichtig. Im Gespräch mit der Deutschen Welle betont er nachdrücklich seine Erfahrung. “Das Eintreten für die Menschenrechte – auch vor Ort – im klaren, richtigen Ton schadet der deutschen Wirtschaft nicht.”

Hoffen wir, dass Henkel durchhält. Es gibt hier leider auch schlechte Beispiele: So verstummte Rupert Murdochs Chinakritik, damit er Zugang zum Satelliten-Fernsehen in China bekommen konnte.
 



Documenta 12. Projekt von Ài Wèiwèi.
Vorbereitungen für die Ankunft der 1001 Chinesen
in der Fabrikhalle in der Gottschalkstraße
Bild: Régine Debatty (Copyright: cc-by-sa-2.0)

17 Minuten

Samstag, 16. April 2011 - 19:53


Ich mußte einfach ein bisschen mit dem Plakat herumspielen, mit dem der Betriebssystemhersteller in einer U-Bahn-Station in San Francisco die Wahl nur zwischen Sitzen und Kommunizieren anbot. (2005)

Belästigung

Samstag, 16. April 2011 - 09:31

Wir anderen, die wir von der Gesellschaft abhängen, müssen uns nach ihr bilden und richten, ja dürfen eher etwas tun, das ihr zuwider ist, als was ihr lästig wäre; und lästiger ist ihr in der Welt nichts, als wenn man sie zum Nachdenken und zu Betrachtungen auffordert.

J. W. Goethe, Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, 1795

Positive Einstellung hilft beim Abitur

Freitag, 15. April 2011 - 19:55

2.2   Im Rahmen des Ausbaus der Energieerzeugung aus Kernkraft wurde beschlossen, die japanischen Kernkraftwerke an den Küsten, jedoch in Entfernung zu den großen Verdichtungsräumen zu errichten. Begründen Sie diese Entscheidung und stellen Sie positiven Effekte für die Entwicklung der räumlichen Strukturen an diesen Standorten dar!

Bayerisches Abitur 2010, Grundkurs Erdkunde, 13.2 Japan, Aufgabe 2

Sozialwahl 2011

Montag, 11. April 2011 - 00:10

  • http://www.google.com/search?q=sozialwahl-2011
     
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialwahl
    Die Sozialwahl oder Sozialversicherungswahl ist die Wahl zu den Selbstverwaltungsorganen der gesetzlichen Sozialversicherungsträger in Deutschland. Sie findet alle sechs Jahre bei allen Trägern der gesetzlichen Renten-, Kranken- und Unfallversicherung statt. Die Selbstverwaltung der Bundesagentur für Arbeit wird ernannt. Die Sozialwahlen sind die drittgrößten Wahlen in Deutschland nach den Wahlen zum Deutschen Bundestag und denen zum Europäischen Parlament.

  • http://www.sozialwahl.de/sozialwahl-im-ueberblick.html
    Die Wahlunterlagen werden im Zeitraum vom 11. bis zum 21. April 2011 zugeschickt. Sobald die Unterlagen vorliegen, kann man seine Stimme abgeben. Am 1. Juni 2011 ist Stichtag – bis dahin muss der Brief eingegangen sein. Wichtig: Es gilt der Tag des Posteingangs, nicht der Tag des Poststempels!

Wen soll ich wählen? Die Deutsche Rentenversicherung bietet eine ganz hübsche Website an, in der Sie auch nachlesen können, warum Sie wählen sollten.

Vielleicht liefert Folgendes auch eine kleine Entscheidungshilfe: Da in Deutschland die meisten Unternehmen die Arbeitsschutzbestimmungen mißachten (und unterbesetzte Aufsichtsbehörden das tolerieren müssen), sind die Sozialversicherungsträger sehr wichtig. Alleine aus Kostengründen gehören sie nämlich zu den Organisationen, die den vorgeschriebenen Einbezug psychisch wirksamer Arbeitsbelastungen in den Arbeitsschutz vorantreiben. Die AOK beispielsweise ist mir beim Vorantreiben dieses Themas viel zu schüchtern. Auch wenn es Arbeit ist: Jetzt haben Sie Gelegenheit, bei Ihren Kandidaten etwas Druck zu machen.

Überlastung mit Komplexität

Sonntag, 10. April 2011 - 19:36

Der offizielle Machtkreislauf beruht auf rechtlich geregelter Kompetenz und kann sich daher im Konfliktfalle durchsetzen.
Der Gegenkreislauf beruht auf Überlastung mit Komplexität und kann sich daher im Normalfall durchsetzen.

Niklas Luhmann, Politische Theorie im Wohlfahrtsstaat, 1981

Betriebssysteme und Anwendungen

Sonntag, 10. April 2011 - 13:49

Bei Software ist Wahlfreit wichtig. Bei diesem Blog helfen mir die Leute, die hinter den folgenden Produkten stecken: Arch Linux, gFTP, GIMP, PHP5, SciTE und WordPress mit yadayada minimalismus Theme (Oliver C. Jung, kleine Hacks: G. Kluge).

ArchLinux
http://www.flickr.com/photos/bonnetmaker/4491942292/
Desktop unter Arch Linux

Als Memorystick-Betriebssystem verwende ich KNOPPIX. Damit kann man an verschiedenen Computern immer mit der gleichen Umgebung arbeiten, was auf Reisen sehr hilfreich ist. Wichtig ist dabei, dass man den Datei-Container von “nomad installations” verschlüsseln kann, damit nichts in falsche Hände gerät, wenn der Memorystick verloren geht oder geklaut wird.

Arch Linux ist eine “rolling release” Distribution, d.h. Aktualisierungen erfolgen kontinuierlich. Ich bin sehr zufrieden damit und habe deswegen seit 2009 “distro hopping” aufgegeben. Bei Freunden und Familienmitgliedern, die nicht an dem Betriebssystem selbst herumexperimentieren sondern nur arbeiten (und/oder spielen) wollen, habe ich die Standard-Version (also mit GNOME-Desktop) von Linux Mint installiert. Persönlich bevorzuge ich bei Mint die Version mit XFCE-Desktop, die aber (basierend auf Debian Testing) wieder mit “rolling release” arbeitet. (Vorteil des “rolling release”: Das Betriebssystem ist immer auf aktuellem Stand. Nachteil: Es kann gelegentlich Pannen geben, die man dann über die Kommandozeile in Ordnung bringen muss.)

Als Office Suite verwende ich LibreOffice, einer freien Fortentwicklung (ein “fork”) des inzwischen privatisierten OpenOffice. Viele Distributionen migrieren jetzt zu LibreOffice.

Bei Fernwartung von Computern (mit Windows oder Linux) in meiner Familie und bei Freunden verwende ich TeamViewer.

Als schnelle Skripting-Sprache empfehle ich Lua (s.a. das LuaExpat, mit dem ich bis 2007 viel gearbeitet hatte.)

Wahlhilfe

Samstag, 9. April 2011 - 21:14

Die Daumenschraube eines jeden finden: Dies ist die Kunst, den Willen Anderer in Bewegung zu setzen. Es gehört mehr Geschick als Festigkeit dazu. Man muss wissen, wo einem Jeden beizukommen sei. Es gibt keinen Willen, der nicht einen eigentümlichen Hang hätte, welcher, nach der Mannigfaltigkeit des Geschmacks, verschieden ist. Alle sind Götzendiener, Einige der Ehre, Andere des Interesses, die meisten des Vergnügens. Der Kunstgriff besteht darin, dass man diesen Götzen eines Jeden kenne, um mittels desselben ihn zu bestimmen. Weiß man, welches für jeden der wirksame Anstoß sei, so ist es, als hätte man den Schlüssel zu seinem Willen. Man muß nun auf die allererste Springfeder oder das primum mobile in ihm zurückgehen, welches aber nicht etwa das Höchste seiner Natur, sondern meistens das Niedrigste ist: denn es gibt mehr schlecht- als wohlgeordnete Gemüter in dieser Welt. Jetzt muss man zuvörderst sein Gemüt bearbeiten, denn ihm durch ein Wort den Anstoß geben, endlich mit seiner Lieblingsneigung den Hauptangriff machen; so wird unfehlbar sein freier Wille schachmatt.

Baltasar Grácian, Handorakel und Kunst der Weltklugheit, 1647, Übersetzung: Arthur Schopenhauer